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Intensive Lernerfahrungen durch digitale Bildung ermöglichen

Anja Karliczek ist Bundesministerin für Bildung und Forschung und Schirmherrin der Stiftung "Haus der kleinen Forscher". Im Interview erzählt die CDU-Politikerin, was sie an der Arbeit von Erzieherinnen und Erziehern beeindruckt, wo sie Chancen der Erwachsenenbildung sieht und welche Wetterphänomene sie als Kind begeistert haben.

Anja Karliczek im orangen Kostüm im Gespräch
© Stiftung Haus der kleinen Forscher
Anja Karliczek ist es wichtig, dass Kinder ihre Neugier bewahren

Wozu haben Sie als Kind gerne geforscht, welche Phänomene oder Dinge aus Natur und Technik haben Sie fasziniert?

Bei Wetterphänomenen wie Gewitter, Hagel oder Nebel habe ich als Kind früher immer große Augen gemacht. Wie entsteht ein Regentropfen? Warum ist der Donner so laut und der Blitz so hell? Das waren Fragen, die ich als Kind spannend fand.

Sie haben die Schirmherrschaft für das „Haus der kleinen Forscher“ übernommen. Welche Bedeutung hat das „Haus der kleinen Forscher“ in der deutschen Bildungslandschaft aus Ihrer Sicht?

Ich finde es wichtig, junge Menschen für Natur und Technik zu begeistern und ihnen Mut zum Fragenstellen zu machen. Die Zahlen sprechen für sich: Jede zweite Kita in Deutschland arbeitet aktiv in einem der über 200 lokalen Netzwerke mit. Rund 75.000 pädagogische Fach- und Lehrkräfte aus über 30.600 Kitas, Horten und Grundschulen haben bereits am Fortbildungsprogramm der Initiative teilgenommen. Das kann sich wirklich sehen lassen. Ich finde das klasse und möchte, dass die Arbeit noch bekannter wird.

Vor kurzem haben Sie eine als „Haus der kleinen Forscher“ zertifizierte Kita in Berlin besucht. Welchen Eindruck haben Sie dadurch von der Wirkung des „Hauses der kleinen Forscher“ gewonnen?

Mich hat die Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher beeindruckt. Ich finde es toll, wie einfühlsam, hingebungsvoll und behutsam Kinder an das Hinterfragen von Alltagsphänomenen herangeführt werden. Das gibt jungen Menschen früh Mut, sich etwas zuzutrauen. Kleine Kinder sind ja schließlich wie ein Schwamm, nehmen viel Wissen auf und speichern es. Deshalb können wir mit frühkindlicher Bildung auch so viel erreichen, wie an keiner anderen Stelle in der Bildungskette. So wollen wir auch in Zukunft fördern!

Welche Themen sind Ihnen als Bundesministerin für Bildung und Forschung besonders wichtig, gerade in Bezug auf Kita, Grundschule und die frühe MINT-Bildung?

Anja Karliczek pustet mit einem Strohhalm in ein Wasserglas
© Stiftung Haus der kleinen Forscher
Anja Karliczek beim Forschen in einer zertifizierten Kita

Da fallen mir ganz viele Themen ein. Aber im Kern ist es eine Frage der Haltung: Mir ist wichtig, dass Kinder sich ihre Neugier bewahren! Sie sollen Lust und Freude am Lernen haben. Ein gutes Bildungssystem muss diesen Wissenshunger früh in einem Menschen wecken und tief bis ins hohe Alter hineintragen. Denn ohne Neugier entsteht kein neues Wissen. Und ohne neues Wissen können wir uns auch keinen Fortschritt erarbeiten. Deshalb ist es so wichtig, dass wir Offenheit und Neugier durch lebenslanges Lernen fördern.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, vor denen die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte in den Bildungseinrichtungen stehen? Wo sehen Sie den dringendsten Handlungsbedarf und was kann die Bundespolitik zu Lösungen beitragen?

Viele Erwartungen in der Gesellschaft spiegeln sich in den Klassenzimmern wider. Auch im digitalen Wandel bleibt entscheidend, dass gut ausgebildete Lehrkräfte vor der Klasse stehen und überzeugend ihren Unterrichtsinhalt vermitteln können. Darauf müssen wir Lehrerinnen und Lehrer so gut wie möglich vorbereiten. Wir unterstützen die Länder in der Aus- und Weiterbildung des pädagogischen Personals unter anderem durch die „Qualitätsoffensive Lehrerbildung“ oder die Weiterbildungsinitiative „Frühpädagogische Fachkräfte“.

Mir ist auch wichtig, dass Kinder und Jugendliche in einer ansprechenden Umgebung lernen können. Schule sollte in den modernsten Gebäuden des Landes stattfinden. Das ist auch eine Form der Wertschätzung von Lehrkräften und Schülern. Deshalb unterstützen wir als Bundesregierung die Länder unter anderem durch das Schulsanierungsprogramm und das Breitbandausbauprogramm.

Die Digitalisierung ist mittlerweile längst in der Bildungslandschaft angekommen. Welche Bedeutung kommt aus Ihrer Sicht digitalen Angeboten in der Erwachsenenbildung zu?

Digitale Technik eröffnet viele neue Möglichkeiten für das Lernen und Lehren in der Erwachsenenbildung. Der Einsatz digitaler Medien kann für Lehrkräfte eine Unterstützung sein, Leistungsstarke und Leistungsschwächere stärker als bisher individuell zu fördern. Auch kann Unterricht durch kreative Animationen und gute Erklärvideos an der einen oder anderen Stelle spannender gestaltet werden. Diese intensiven Lernerfahrungen möchten wir durch digitale Bildung ermöglichen.

Die Stiftung bietet seit September letzten Jahres die Fortbildung „Informatik entdecken – mit und ohne Computer“ für pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Kita, Hort und Grundschule an. Für wie wichtig halten Sie es, dass sich Kinder schon im Kita-Alter mit diesem Thema beschäftigen?

Kinder und Jugendliche sollten grundsätzlich verstehen, wie digitale Technik funktioniert, wie Algorithmen arbeiten und was sie in unserem Alltag bewirken. Das gehört dazu, wenn wir jungen Menschen in einer digitalen Welt Orientierung geben wollen. Pädagogen müssen das begleiten und haben zu entscheiden, welches Lernalter dafür das richtige ist.

Das Interview ist erschienen im Magazin Forscht Mit!, Ausgabe 4/2018 (Dezember).

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