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Kinder haben großen Forschergeist. Beim Forschen, auch forschendes Lernen genannt, setzen sie sich gezielt mit einer Frage oder einem Problem auseinander. Damit du als Pädagog:in die Kinder beim Forschen gut unterstützen und fördern kannst, haben wir vier Forschungskreise als Werkzeuge für die Lernbegleitung entwickelt. Außerdem geben wir Tipps, wie du MINT-übergreifende Kompetenzen fördern kannst, und wie sich Räume gestalten lassen, die Kinder zum Forschen anregen.

  1. Vier Forschungskreise zur Lernbegleitung in MINT
  2. Forschungskreise herunterladen und loslegen!
  3. Kompetenzen, die das Forschen ermöglichen
  4. Wie funktioniert ko-konstruktive Lernbegleitung?
  5. So gestaltest du Räume für Kinder zum Entdecken und Forschen
Ein Mädchen im Kita-Alter untersucht mit ihrer Erzieherin ein Blatt.

© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen / Kinder forschen und entdecken ähnlich wie Wissenschaftler:innen.

Kinder forschen und entdecken ähnlich wie Wissenschaftler:innen

In der wissenschaftlichen Forschung wird versucht, durch eine systematische und zielgerichtete Suche Antworten auf bestimmte Fragen oder Lösungen für Probleme zu finden. Auch Kinder entdecken forschend die Welt, ausgehend von rätselhaften Beobachtungen und eigenen Fragen. Das kindliche Entdecken und Forschen ähnelt dabei durchaus dem wissenschaftlichen Forschen eines Erwachsenen. Allerdings unterscheiden sich Kinder und Erwachsene darin, wie sehr ihnen dieser Prozess bewusst ist und wie systematisch sie dabei vorgehen.

Vier Forschungskreise zur Lernbegleitung in MINT

Unsere vier Forschungskreise – passend zu den MINT-Disziplinen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – unterstützen dich als pädagogische Fach- oder Lehrkraft dabei, die Mädchen und Jungen beim Forschen zu begleiten. Jeder Forschungskreis beinhaltet zentrale Etappen des Forschungsprozesses. Damit kann das Entdecken und Forschen ab dem Kindergartenalter so gestaltet werden, dass die Kinder, ausgehend von ihren Fragen oder Problemstellungen, neue Lernerfahrungen machen können.

© Christoph Wehrer / Stiftung Haus der kleinen Forscher / Die Forschungskreise sind auch Thema in unseren Fortbildungen

Die Forschungskreise sind als Modelle oder Werkzeuge für eine gute Lernbegleitung zu verstehen. Sie bieten Erzieher:innen und Lehrkräften eine methodische Orientierung für das ausgangsoffene Forschen mit Kindern – müssen im pädagogischen Alltag aber nicht immer akribisch eingehalten werden.

Forschungskreise herunterladen und loslegen!

Kompetenzen, die das Forschen ermöglichen

Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik: Jede dieser Disziplinen hat ihre fachspezifischen Besonderheiten. Allen vier MINT-Disziplinen sind allerdings übergreifende Kompetenzen gemeinsam, die beim Entdecken und Forschen und darüber hinaus relevant sind. Rege diese Kompetenzen an!

  • Lernerfahrung:
    Die Kinder lernen, dass sich Bedingungen oder Ursachen und Wirkungen in einen Zusammenhang bringen lassen. Sie erfahren, dass Ursache und Wirkung z. B. als Wenn-Dann oder Je-Desto Sätze ausgedrückt werden können.

    Wo begegnet es den Kindern im Alltag?
    Wirkzusammenhänge begegnen Kindern ständig. Je länger der Wasserhahn aufgedreht ist, desto voller wird der Zahnputzbecher. Wenn die Sonne untergeht, wird es Abend und kühler draußen. Wenn mir der Teller aus der Hand rutscht, zerschellt er auf dem Fliesenboden.

    Praxisidee: Was passiert, wenn...?
    Bring Gegenstände für Wenn-Dann Zusammenhänge mit, bei denen die Wirkung sofort eintritt. Nimm z. B. ein Glas Wasser und einen Tischtennisball und halte den Ball über das Glas, lass ihn aber nicht los. Frage nun die Kinder: "Was, glaubt ihr, passiert, wenn ich den Ball loslasse?" Die Kinder stellen nun Vermutungen auf. Nachdem ihr gemeinsam aufgelöst habt, was dann passiert, sind die Kinder dran. Welche "Wenns" oder "Jes" fallen ihnen ein und was denken die anderen, was dann passiert?

    © Christoph Wehrer / Stiftung Haus der kleinen Forscher / Gemeinsame Ursachenforschung fasziniert Kinder.

  • Lernerfahrung
    Die Kinder lernen, dass mithilfe des methodisch kontrollierten Vorgehens komplexe Fragestellungen erforscht und dabei einzelne Faktoren gezielt untersucht werden können.

    Wo begegnet es den Kindern im Alltag?
    Im alltäglichen Leben und unserer Umwelt wirken viele Faktoren zusammen, so dass es oft schwierig ist, klare Ursache-Wirkungsbeziehungen zu erkennen. Was bestimmt, wie schnell ich rutschen kann? Die Neigung der Rutsche oder das Material meiner Hose? Wie ist das bei Regen? Oder bei Wasserrutschen?

    Praxisidee: Woran liegt's?
    Lass die Kinder ein Phänomen überprüfen, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden kann, z.B. das Gefrieren von Wasser.
    Befülle dazu mit den Kindern verschiedene Gefäße aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Farben mit Wasser. Stellt sie ins Gefrierfach. Überprüfe nach einer Weile gemeinsam mit den Kindern, ob das Wasser in manchen Gefäßen schneller gefriert als in anderen. Woran könnte das liegen? Am Material? An der Art des Behältnisses? An beidem? An der Menge des Wassers oder etwa an der Farbe der Gefäße? Überlege zunächst mit den Kindern, wie sie herausfinden können, welche Faktoren den Prozess beeinflussen und welche nicht. Wie würden die Kinder vorgehen?

    Bei der methodisch kontrollierten Untersuchung wird immer nur ein Parameter verändert, während alle anderen gleichbleiben. Die Kinder können also gleiche Gefäße in verschiedenen Farben oder Materialien testen oder einen Teller, eine kleine Tasse und ein Schälchen aus Keramik und so herausfinden, welche Faktoren das Gefrieren beeinflussen und welche nicht.

    Tipp: Lass die Kinder auf ihre Art und Weise dokumentieren, was sie herausgefunden haben. Diese Ergebnisse kannst du auch für die Weiterführung der Praxisanregung "Ein paar Striche und drei Kringel" (siehe unten) nehmen. Frage zum Weiterforschen, nachdem alles gefroren ist: Was denken die Kinder, in welchem Gefäß das Eis am schnellsten wieder auftaut? Und wieso? Hier könnt ihr den ganzen Prozess rückwärts durchspielen und das neu erlangte Wissen der Kinder direkt einbeziehen.

    © Christoph Wehrer / Stiftung Haus der kleinen Forscher / Eigene Erfahrung ist eine wichtige Komponente beim Forschen.

  • Lernerfahrung
    Die Kinder lernen, dass eine präzise Ausdrucksweise und verständliche Dokumentation wichtig ist, damit andere die eigenen Ergebnisse nachvollziehen können.

    Wo begegnet es den Kindern im Alltag?
    Spielanleitungen, Kochrezepte oder der Bericht über das letzte Forschungsprojekt in ihrer Einrichtung – es gibt ganz verschiedene Situationen, in denen Kinder erklären, erzählen oder auf Ergebnisse von anderen zurückgreifen. Doch wie können solche Informationen so präsentiert werden, dass es zu keinen Missverständnissen kommt und alle sie verstehen?

    Praxisidee: Ein paar Striche und drei Kringel
    Fordere die Mädchen und Jungen auf, ein paar Striche auf ein kleines Blatt Papier zu malen. Wichtig ist hierbei, dass die Mädchen und Jungen nicht nachfragen oder schauen, wie es die anderen Kinder machen, sondern einfach so malen, wie sie es verstanden haben. Es gibt kein "richtig" oder "falsch" dabei. Danach sollen die Kinder auf ein anderes Blatt Papier in der Mitte drei kleine Kringel nebeneinander malen. Vergleicht anschließend gemeinsam die Blätter. Wie viele Striche haben die Kinder gemalt? Sind die Striche lang oder kurz, quer oder längs, eng beieinander oder weit auseinander? Und wie sieht es mit den Kringeln aus? Gleichen sich da die einzelnen Varianten eher? Was denken die Kinder, woran das liegen kann? Wie würden die Kinder die Anweisung formulieren, damit sie alle gleich verstehen? Und wie würden sie es einem Kind erklären, dass nicht hören kann?

    Hier geht es darum, sich präzise auszudrücken und eine Sprache oder Bilder zu benutzen, die alle verstehen. Das fördert ein gemeinsames Verständnis, was gerade beim Forschen unerlässlich ist, um Fehlinterpretationen und Missverständnisse zu vermeiden.

    Tipp zum Vertiefen und Weiterforschen: Lass die Kinder untereinander ihre Ergebnisse von vorausgegangen Forschungen vergleichen, z.B. aus der Praxisanregung "Woran liegt’s?". Können alle sie verstehen?

    © Christoph Wehrer / Stiftung Haus der kleinen Forscher / Kinder zeigen gern, was sie erforscht haben.

  • Lernerfahrung
    Die Kinder lernen, selbstständig nach Informationen zu suchen und dafür geeignete Ressourcen heranzuziehen.

    Wo begegnet es den Kindern im Alltag?
    Viele Fragen von Kindern, z.B. zu Phänomenen, die sie umgeben, können die Mädchen und Jungen beim Forschen beantworten. Manchmal ist das aber nicht möglich oder sie benötigen zusätzliche Informationen.

    Praxisidee: Gesucht – gefunden!
    Nimm eine typische Kinderfrage zum Anlass, die die Kinder nicht selbst erforschen können, z.B. "Wie viele Sterne gibt es?" oder "Warum muss ich am Abend schlafen?"
    Überlege gemeinsam mit den Kindern, wie sie vorgehen oder etwas dazu herausfinden können. Wen können sie fragen? Wo können sie nachschauen? Haben die Kinder Bücher zum Thema, finden sie Informationen im Internet oder kennen sie vielleicht eine Expertin oder einen Experten? Was sind die Vor- und Nachteile der verschiedenen Herangehensweisen und wie wählt man eine geeignete aus? Das Buch könnte z.B. nicht mehr ganz aktuell sein, dafür findet man im Internet oft viele verschiedene Angaben und es ist schwieriger, wahre von falschen Informationen zu unterscheiden. Ist eine Methode immer besser als eine andere oder kommt es auch auf die Information an, die man sucht? Welche Möglichkeiten haben Kinder, die noch nicht lesen können?

    Mach dazu mit den Kindern eine Recherche-Schnitzeljagd zu einem Thema, das die Kinder in deiner Einrichtung gerade interessiert. Tragt alle Informationen, die die Kinder dazu auf verschiedene Weise finden, zusammen und überlegt: Wo haben die Kinder die jeweiligen Informationen her? Haben sie ähnliche Antworten gefunden oder widersprechen sie sich vielleicht? Konnten die Kinder ihre Frage beantworten?

    © Christoph Wehrer / Stiftung Haus der kleinen Forscher / Die Welt steckt voller Antworten - Kinder wollen sie finden.

Eine Erzieherin hört aufmerksam dem zu, was ihr ein Junge erzählt.

© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen

Wie funktioniert ko-konstruktive Lernbegleitung?

Pädagog:innen können den Mädchen und Jungen zu Erfahrungen verhelfen, die es ihnen ermöglichen, ihre Kompetenzen zu erweitern und die Welt Stück für Stück zu begreifen. Wie? Das zeigen unsere Videos zum Thema Lernbegleitung.

Videos zur Lernbegleitung anschauen

So gestaltest du Räume für Kinder zum Entdecken und Forschen

Räume entstehen durch das (Um-)Gestalten von Umgebungen und Orten. Ob große oder kleine Einrichtung, ob Schule, Kita oder Hort, ob mit Spielplatz, mit Garten oder ohne – jeder Ort kann Kindern Raum zum Forschen und Entdecken bieten. Räume, die ausdrücklich dafür gestaltet sind, können Kindern dabei zusätzliche Anregungen bieten. Wo viel Platz ist, kann ein ganzer Forscherraum oder eine Lernwerkstatt eingerichtet werden. Ansonsten könnt ihr bestehende Räume nutzen, z.B. indem ihr eine Ecke zum Forschen gestaltet oder ein Regal oder einen Tisch nur diesem Zweck widmet.

Ob drinnen oder draußen: Wichtig ist, dass der Bereich zum Forschen für die Kinder möglichst frei zugänglich ist. Offene Räume wirken auffordernd und animieren die Kinder in besonderer Weise zum Losforschen. Dabei sollten jedem Kind anregende, altersgerechte und ungefährliche Gegenstände und Materialien frei zur Verfügung stehen. So können die Kinder ihrer Lust am Entdecken und ihren eigenen Fragen jederzeit selbstständig nachgehen und sich die Zeit nehmen, die sie zum Entdecken und Forschen brauchen. Dazu findest du verschiedene digitale Lernangebote zum Thema auf unserer Lernplattform “Campus”.

© René Arnold / Stiftung Kinder forschen / Kinder entdecken und forschen überall, egal ob drinnen oder draußen.

Praxisbeispiele für Gestaltung von Forscherräumen

Die Stiftung Kinder forschen hat zusammen mit dem Kita-Träger FRÖBEL vielfältige Erfahrungen bei der Entwicklung und Erprobung von Best-Practice-Ansätzen zur Gestaltung und Ausstattung von Forscherräumen gesammelt und in der Broschüre "FreiRäume zum Entdecken und Forschen" zusammengefasst. Die Broschüre, digitale Lernangebote und weitere Materialien findest du auf unserer Lernplattform Campus.

Zur Broschüre auf dem Campus

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