Produktidee steht fest: Lehrkräfte entwickeln digitales Lernangebot für Grundschüler
Mit Hilfe von Design-Thinking-Methoden haben 22 Grundschullehrkräfte aus Berlin und Niedersachsen in der "Digitalwerkstatt Energie" sechs digitale Lernangebote entworfen, mit denen sich Kinder ab der 3. Klasse spielerisch das Themenfeld "Strom und Energie" erarbeiten können. Gemeinsam mit den Projektinitiatoren fiel am 14. Februar die Entscheidung, welches Produkt bis Ende 2020 bis zur Marktreife entwickelt wird.
Berlin, 14. Februar 2020. Bei der Entscheidung erprobte das "Digital Lab"-Team der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" eine neue Methode mit den Lehrerinnen und Lehrern: das systemische Konsensieren. Entgegen der üblichen Vorgehensweise, sich für die Produktidee zu entscheiden, die die Mehrheit favorisiert, 'gewinnt' hier die Idee, die am wenigsten Widerstände bei den Beteiligten hervorruft. Hier lagen gleich zwei Produktideen vorne – beide entwickelt von Teams aus der "Digitalwerkstatt Energie" in Hannover.
Zwei Produktideen werden kombiniert
Produktidee 1: "Stromzimmer"
Die erste Produktidee ist ein virtuelles Raumkonzept, in dem sich die Grundschulkinder von Raum zu Raum vorarbeiten und darin verschiedene Themengebiete wie "Energie und Geschichte" oder den Stromkreislauf erforschen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Ergebnisse zu präsentieren, sich auszutauschen oder eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen, um zu schauen, wie die Welt ohne oder mit nur wenig Strom aussah. Außerdem können sie ein eigenes Quiz zum Thema Strom erstellen und mit Mitschülerinnen und -schülern teilen.
Produktidee 2: "Forschungslabor bei Nacht"
Die zweite Produktidee knüpft an ein klassisches Kartensammelspiel an: Die Schülerinnen und Schüler können digital Bilder sammeln und diese untereinander tauschen. Dabei nehmen sie beispielsweise selbst Fotos von Energieträgern auf, laden diese in ihren Ordner, erhalten dazu Hintergrundinformationen und können dies dann mit ihren Freunden und Mitschülern teilen oder tauschen.
Nun gilt es, beide Produktideen konzeptionell zu verknüpfen und weiter auszuarbeiten. Dazu lädt die Stiftung die Projektteilnehmenden im April 2020 zu einem letzten Workshop nach Berlin ein. Hier sollen die Produktanforderungen präzisiert werden, gemeinsam mit einer Digitalagentur. Steht das Feinkonzept, beginnt die Digitalagentur ab Mai mit der technischen Entwicklung von testbaren digitalen Prototypen, die sukzessive mit Inhalten 'gefüttert' werden. Im September beginnt dann die 'Feuerprobe': Mehrere Grundschulklassen werden die neue App und passendes wahrscheinlich nicht-digitales Zusatzmaterial auf Herz und Nieren testen und Verbesserungsvorschläge machen.
Ko-Kreation kommt gut bei Grundschullehrkräften an
Viele der Lehrerinnen und Lehrer, die an einem der sechs Produktentwicklungen mitgewirkt haben, wollen nun weiter dabei bleiben – sei es bei der inhaltlichen Entwicklung der App oder bei der Testphase mit ihren Grundschulklassen. Ungeachtet dessen, ob es die eigene Produktidee ist, die feinkonzipiert wird oder nicht. "Für mich gilt: Der Weg ist das Ziel", so ein Grundschullehrer und stellvertretender Rektor einer Berliner Schule, der bei der "Digitalwerkstatt Energie" dabei war. Und eine Teilnehmerin aus Niedersachsen fügt hinzu: "Ich bin fasziniert davon, was in so kurzer Zeit entstanden ist. Und ich bin stolz, dass man etwas mitgestalten kann, das man anschließend im Unterricht einsetzt. Diese Möglichkeit hat man nicht oft."
Projektleiterin Anne Lehmann der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" hält das Digitalwerkstatt-Angebot schon jetzt für einen großen Erfolg: "Das Feedback der Lehrerinnen und Lehrer ist selbst für uns überraschend positiv. Sie sehen das nicht nur als einmaliges Projekt, sondern auch als Fortbildung." Während des Labs lernten die Teilnehmenden neue Arbeitsmethoden kennen, die einige nun auch in ihre Arbeit mit den Schülern oder im Kollegium integrieren möchten. „Die Lehrkräfte fühlten sich bei uns sehr wohl. Ihnen wurde hier die Rolle von Experten zuteil und man schätzte ihre Arbeit, ihre Ideen und vor allem ihr Engagement“, erklärt Lehmann die Begeisterung. "Solche Wertschätzung erfährt dieser Berufsstand heute viel zu selten."
Rückblick: Workshopphase und Entscheidungsevent
Über das Projekt
Mit ihrem Projekt "Digital Lab 2.0 – Wenn Lehrer zu Entwicklern werden" erprobt die Stiftung "Haus der kleinen Forscher", wie konsequentes ko-kreatives Arbeiten mit Grundschullehrkräften die Entwicklung von pädagogischen Unterrichtsprodukten bereichert und welche Lerneffekte es bei den Mitwirkenden gibt. Die im Rahmen des Projekts konzipierte, experimentelle "Digitalwerkstatt Energie" wurde an zwei Standorten – in Berlin und Hannover – mit jeweils 12 Plätzen angeboten. Ein kleines Stiftungsteam unterstützte die Teilnehmenden mit "Design Thinking"-Fortbildungen und -Workshops und der erforderlichen Infrastruktur. Gefördert werden die "Digital Lab"-Produktentwicklungen von der innogy Stiftung.
Mehr über das "Digital Lab"