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20.10.2022

Kitas vor dem Kollaps? Weshalb hierin auch eine Chance liegt

Michael Fritz, Vorsitzender der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" zum "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme" 2022 der Bertelsmann Stiftung.

Auf dem Bild sieht man Kinder, die sich über eine Wanne mit Wasser beugen, in der Kastanien und Nüsse schwimmen
© Christoph Wehrer/Stiftung Haus der kleinen Forscher

Im Jahr 2023 fehlen in Deutschland rund 384.000 Kita-Plätze – das ist eine alarmierende Feststellung des Ländermonitorings Frühkindliche Bildungssysteme 2022, das heute veröffentlicht wurde. Diese 384.000 Kita-Plätze stehen für 384.000 Kinder. Kinder, die ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz und eine gute, frühe Bildung nicht werden wahrnehmen können.

Das sind 384.000 vertane Chancen für einen Start in ein Bildungssystem, welches mit dem elementaren Bildungsort der Kindertagesstätte beginnt. 384.000 vertane Chancen für die Zukunft unserer Gesellschaft, für Bildung als Ressource, für die frühe Förderung von so dringend benötigten MINT-Kompetenzen, Sprachförderung, Integration – sollten sie ungenutzt bleiben.

Qualität geht nicht ohne qualifiziertes pädagogisches Fachpersonal

Bundesweit sind 308.800 pädagogische Fachkräfte zusätzlich erforderlich, um die fehlenden Plätze sowie in jeder Kita-Gruppe eine kindgerechte Personalausstattung bis 2023 zu gewährleisten. Wir alle erschrecken über diese enorm hohen Zahlen und niemand hat die zündende Idee, wie wir diesen Bedarf decken können. Wir sollten diese Zahl als Weckruf verstehen, als einen starken Hinweis darauf, dass es endlich Zeit wird, die Kita als Bildungsort zu akzeptieren, der eine Gemeinschaftsanstrengung braucht.

Hierzu empfiehlt die Bertelsmann Stiftung, "dass der Bund in größerem Umfang in die dauerhafte Finanzierung des Kita-Systems einsteigt". Dies wäre begrüßenswert, wenn hierzu auch Finanzmittel für die Sicherung einer guten, frühen Bildung durch Bildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten für erfahrene Erzieherinnen und Erzieher genauso wie für neue Fachkräfte zählen. Denn Qualität in der frühkindlichen Bildung geht nicht ohne gut qualifiziertes pädagogisches Fachpersonal. 

Trotz der vielfältigen Herausforderungen sollten wir auch die guten Nachrichten sehen, denn erfreulich ist doch, dass die große Mehrheit der Kinder ab drei Jahren, laut der Studie bundesweit fast 93 Prozent, inzwischen eine Kita besuchen. Hierin liegt eine große Chance für unser Land, auf diese sollten wir uns konzentrieren!

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