Digital, regional, nah: Netzwerktagung 2020 – Mission Possible
Wie bekommt man rund 300 Menschen in Zeiten der Pandemie zusammen? Genau! Dank neuester Technik. Die 12. Netzwerktagung der bundesweiten "Haus der kleinen Forscher"-Bildungsinitiative fand das erste mal online statt: in virtuellen Räumen, mit virtuellen Kaffeerunden, virtuellen Flipcharts, aber auch mit handfesten und nachhaltigen Lunchpaketen, die im Vorfeld an die Teilnehmenden versendet wurden. Alles getreu dem Motto "Mission Possible: digital, regional, nah!"
Begrüßung "mit deiner Lieblingstasse und dem Menschen deiner Wahl"
"Wunderbar wertschätzend" und "Sehr lecker" schrieben Teilnehmende der ersten digitalen Netzwerktagung vom "Haus der kleinen Forscher" in den Chat. Wer das Lunchpaket nicht bestellt hatte, wurde da schon ein bisschen neidisch. Aber der eigene Kaffee schmeckte auch ganz gut. Vor allem beim ersten digitalen Ankommen: der Kaffeerunde. "Mit deiner Lieblingstasse und dem Menschen deiner Wahl", hieß es im Programm der Netzwerktagung. Die Länderreferentinnen und -referenten der Stiftung begrüßten hierbei "ihre" Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren. Die Kolleginnen und Kollegen aus dem Stiftungsbereich "Inhalte und Fortbildung" empfingen auf diesem Weg die Trainerinnen und Trainer aus den Netzwerken. Nebenbei war wichtig, dass alle erst einmal ankommen und sich orientieren konnten. Das heißt bei einer Online-Tagung: Wie funktioniert was? Wie gelange ich vom einen in den anderen Raum? Warum kann ich jetzt wieder nichts sagen und wer kann eigentlich meine Chat-Mitteilungen lesen?
Kleines Drama zum Auftakt: "Bitte verlassen Sie das Gebäude!"
Das virtuelle Kaffeetrinken in der Runde "Baden-Württemberg" endete leider etwas dramatisch, da auf einmal eine Sirene anging. Wo sie läutete? Beim Karlsruher Institut für Technik (KIT). Die dort anwesenden Netzwerkkoordinatorinnen und Trainerinnen hatten plötzlich ihre Plätze vor dem Bildschirm verlassen, ihre Mikros waren allerdings noch an, so dass jeder die Durchsage aus Karlsruhe mithören konnten: "Bitte verlassen Sie das Gebäude. Benutzen Sie nicht die Aufzüge!" Fünf Minuten später kam die Entwarnung: Fehlalarm, der TÜV war im Haus, niemand ist zu Schaden gekommen.
Zum Einstieg: Ranga Yogeshwar hält Impulsvortrag
In der virtuellen Lobby nahm Moderator Felix-Seibert-Daiker live geschaltet aus den Räumen der Stiftung in Berlin zusammen mit Elisabeth Aimer, Referentin der Stiftung, die Gäste wieder in Empfang und führte souverän durch die anderthalb Tagungstage. Zur Einstimmung schaltete die Moderation live zum Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, der in seinem Impulsvortrag die Welt aus der Perspektive seines kleinen Enkels "Emil" betrachtete. Er teilte mit allen seine Gedanken, wie Erwachsene die Generation seines Enkelkindes begleiten sollten, die weniger aus Konsumenten, dafür umso mehr aus Gestaltenden bestehen werde.
Weiter ging es zu Dr. Ute Gallmeier, die als Leiterin des Bereichs Netzwerke alle Teilnehmenden offiziell zu dieser "digitalen Großveranstaltung begrüßte" und überleitete zu Angelika Dinges und Michael Fritz, der Vorständin und dem Vorstandsvorsitzenden der Stiftung. Sie betonten, dass "MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung Menschen befähigen kann, gut und konstruktiv mit Veränderungen umzugehen", und dass sich alle Beteiligten der Initiative im Bewusstsein weiter engagieren können, "dass wir gemeinsam etwas ganz Besonderes aufgebaut haben".
"Ich bin immer wieder überrascht, wie schnell es gemeinsame Lösungen geben kann, gerade in schwierigen Situationen", sagte Angelika Dinges und bezog sich auf die Situation seit Beginn der Pandemie, in der für lange Wochen Fortbildungen abgesagt werden mussten und sich alle fragten: Wie können wir als Netzwerkpartner trotzdem in Kontakt mit Pädagoginnen und Pädagogen bleiben? Wie kann uns das Digitale dabei helfen? Wie setzen wir unsere analogen Fortbildungen unter Pandemiebedingungen um? Und in der viele Netzwerkpartner der Stiftung jeweils individuelle und kreative Lösungen fanden, immer wieder neu denken und gemeinsam als "Haus der kleinen Forscher" konstruktiv mit den Herausforderungen umgehen mussten.
Zukunftsforscher Prof. Eckard Minx: "Vieles beginnt mit Neugierde!"

Genau das: Handeln, aktiv werden, Perspektiven schaffen, griff Prof. Dr. Eckard Minx in seinem darauffolgenden Vortrag auf. Der Zukunftsforscher hatte bereits auf der "Haus der kleinen Forscher"-Netzwerktagung 2016 begeistert und inspiriert, und schaffte es auch dieses Mal – von seinem privaten Schreibtisch aus. Er betonte, wie wichtig es sei, Resilienz zu entwickeln, betrachtete die wachsende Dynamik technologischer Entwicklungen und Bildung und Wissen als ökonomische Erfolgsfaktoren und die zunehmende Komplexität der menschlichen Welt, der wir nur mit menschlichem Können begegnen können. "Man kann nur durch Handeln lernen, nicht durch lange Erklärungen", sagte Prof. Minx und gab den Zuhörerinnen und Zuhörern mit: "Das, was Sie tun ist wichtig. Und das, was Sie tun ist richtig, denn vieles beginnt mit Neugierde!"
Der Nachmittag war ausgefüllt mit Workshops rund um Themen, die ganz im Sinne von Prof. Dr. Eckard Minx für das eigene aktive Gestalten, also die Netzwerkarbeit vor Ort, von hoher Bedeutung sind: regionale Vernetzung, Fundraising, Kommunikation und Bildung für nachhaltige Entwicklung. An diesem Tagungstag konnten die Teilnehmenden über den digitalen "Marktplatz" flanieren, Infos zum "Tag der kleinen Forscher" am 16. Juni 2021 einsammeln und zum Entwicklungsstand neuester Fortbildungsangebote in Austausch gehen.
Analog-Astronautin Dr. Carmen Köhler erzählt live von ihrem ungewöhnlichen Berufsweg
Zum Abschluss schaltete sich Dr. Carmen Köhler als Überraschungsrednerin live in die Tagung: Als erste "Analog-Astronautin" erzählte sie von ihrem besonderen Bildungsweg, der nach der Schule zunächst zu einer Ausbildung als Friseurin führte, dann zum Mathematikstudium und nach einem Doktortitel in Physik schließlich zur Mars-Simulation auf einem österreichischen Gletscher und auf Raumfahrtmission in die Wüste des Omans. Nie hätte sie gedacht, dass ihr Traumberuf auf diesem Wege wahr werden würde. Für die Teilnehmenden war die Karriere dieser jungen Frau eine große Inspiration und auch Bestätigung ihrer Arbeit in der Bildungsinitiative.
Leider war diese Tagung danach – gefühlt zu schnell – auch schon wieder vorbei. "Über allem steht Ermutigung", sagte Dr. Ute Gallmeier abschließend. "Ich glaube, wir haben im April die richtige Entscheidung für die Nähe getroffen und in dieser Pandemiezeit Perspektiven geschaffen, wir haben gehandelt. Ich bin sicher, liebes Projektteam der Stiftung, ihr hört den Applaus." Der prasselte im Chat nieder, in Form von klatschenden Händen und Danksagungen. Die erste digitale Netzwerktagung ist gelungen, ganz ihrem Motto folgend: „Mission Possible“.
Über die lokalen Netzwerkpartner
Bundesweit ermöglichen über 200 Netzwerkpartner zusammen mit insgesamt etwa 500 Trainerinnen und Trainern den Kitas, Horten und Grundschulen beim "Haus der kleinen Forscher" mitzumachen. Das Netzwerk ist Ansprechparter für die Einrichtungen in der Region und organisiert die Fortbildungen vor Ort.
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