Keine Angst vor Online-Fortbildungen – Erfahrungen und Tipps von Trainerin Kim Maya Sutton
Die Präsenz-Fortbildungen liegen aufgrund der Corona-Pandemie gerade bundesweit wieder auf Eis. Kim Maya Sutton ist Trainerin im Netzwerk MINTelligenz Elbe-Weser bei der IHK Stade und findet: "Online-Fortbildungen machen mindestens genauso viel Spaß wie Präsenzformate!" Im Interview erzählt sie, wie digitale Angebote gut funktionieren und mit welchen interaktiven Formaten sie Abwechslung und Freude in ihre Fortbildungen bringt.
Stade, 27. Januar 2021
Aufgrund der aktuellen Lage können weiterhin keine Präsenzfortbildungen stattfinden. Welche neuen Perspektiven haben sich dadurch für Sie ergeben?

Kim Maya Sutton: "Ich bin als Trainerin in vier Netzwerken gleichzeitig tätig. Oldenburg, Leer, Stade und Clopppenburg. Das ist toll, bedeutet aber oft auch viel Fahrerei. Durch die Digitalisierung konnte ich jetzt das Webinar 'Forschungsdialoge gestalten' mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus allen meinen Netzwerken durchführen. Das war super. Als Präsenzveranstaltung hätte das wegen viel zu langer Wege für die Teilnehmenden gar keinen Sinn gemacht."
Präsenzfortbildungen sind ja vor allem durch Interaktionen und persönlichen Begegnungen geprägt. Wie ist das auch in Online-Angeboten möglich?
Sutton: "Ganz wichtig ist für mich immer, dass die Workshops viele interaktive Elemente haben und zwar am besten alle 10, spätestens nach 15 Minuten. Auch Pausen sind wichtig. Ich öffne in den Pausen immer mehrere Kleingruppenräume (sogenannte Breakout Sessions), in die ich die Teilnehmenden dann per Zufall verschiebe. So können sie sich, wenn sie möchten, näher kennenlernen und austauschen. Ich versuche so, die allseits vermisste Teepause etwas auszugleichen."
Können Sie Beispiele nennen, wie Sie interaktive Elemente einbinden?
Sutton: "Es gibt mittlerweile zahlreiche Tools, mit denen ich viele Elemente aus den Präsenzfortbildungen online auffangen kann: Pinnwände mit Zetteln, die alle beschreiben können, Umfragen und anschließende Visualisierung der Ergebnisse. Dazu nutze ich Programme wie zum Beispiel Miro oder Mentimeter. Nach den Breakout Sessions in den Pausen kommt meist eine kleine Lockerungsübung, nach einer großen Pause eine kurze Zumba Einheit. Ich bitte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber auch, sich zumindest hinzustellen und ein paar Schritte auf der Stelle zu machen, auch wenn sie in der Breakout Session oder in der Teepause bleiben wollen. Und ich rege immer wieder dazu an, vom Rechner weg in die Ferne zu schauen (und zwar zu beiden Richtungen). Übungen gegen den Geiernacken mache ich auch gerne zwischendurch."
Viele schätzen an den Fortbildungen beim "Haus der kleinen Forscher" vor allem das gemeinsame Erleben und Tun. Kommt das praktische Arbeiten und Ausprobieren bei Online-Fortbildungen nicht zu kurz?
Sutton: "Ich finde nicht. Es ist natürlich nicht für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichermaßen geeignet. Wie auch in den Präsenzfortbildungen gibt es Personen, die sich besonders aktiv oder aber nur wenig beteiligen. Ich gehe deshalb auch durch die Breakout Sessions und rege hier und da noch mit Fragen an – genauso, wie ich es in Präsenz auch täte."
Was hat sich bisher aus Ihren Erfahrungen in digitalen Fortbildungen gut bewährt?
Sutton: "Ruhe bewahren, wenn mit der Technik etwas nicht gleich funktioniert!"
Und was hat sich als Herausforderung herausgestellt?
Sutton: "Tatsächlich hatte ich bis jetzt nur die Herausforderung, dass einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht so technikaffin sind und etwas mehr Übung gebraucht hätten. Das kann ich in kurzen Webinaren nicht wirklich leisten ohne Qualitätsverlust im Inhalt, so dass ich jetzt immer eine Einheit Technik vorneweg schalte, bis wirklich alle im selben Boot sitzen und auch wissen was ich meine, wenn ich sage 'wir gehen dann jetzt zu Menti rüber'."
Welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Teilnehmenden?

Sutton: "Ich bekomme viele positive Rückmeldungen. Von 'sehr interessant' über 'vielseitig und praxisnah' bis hin zu 'inspirierend'. Das freut mich natürlich sehr, dass auch digitale Angebote gut ankommen. Feedback lässt sich in Online-Fortbildungen übrigens auch sehr einfach mit Hilfe einer Mentimeter-Umfrage einholen und visualisieren."
Haben Sie zum Schluss noch Tipps oder Anregungen für die Gestaltung digitaler Fortbildungen?
Sutton: "Ich arbeite sehr gerne mit Mentimeter-Umfragen, da so die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interaktiv eingebunden werden und ihre Erfahrungen teilen können. Wenn ich eine solche Abfrage mache, dann gehe ich hinterher auch immer auf einige Beiträge ein, sodass im besten Fall ein kurzer Dialog entsteht. Ein ganz wunderbares Moderationswerkzeug ist zudem der Chat. In Präsenzworkshops arbeite ich zum Ideenaustausch gerne mit bunten Karten und Pinnwänden. Digital ist diese Form des Brainstormings natürlich auch möglich. Mit einem sogenannten 'ChatStorm' können im Chat Beiträge gesammelt werden. Hierzu fordere ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf, ihre Ideen in das Chat-Fenster zu tippen, aber diese noch nicht abzusenden. Nach einer bestimmten Zeit senden dann alle ihre Beiträge gleichzeitig in den Chat. Wichtig ist hierbei, dass im Voraus das ‚noch-nicht-senden‘ deutlich kommuniziert wird. Erfahrungsgemäß senden viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Nachrichten aus Versehen sofort ab. Deshalb empfehle ich hierbei eine Übungsrunde. Die Beiträge aus dem Chat kopiere ich und verarbeite sie anschließend weiter. Eine wirklich einfache Lösung, um Ideen miteinander auszutauschen."
Tools für digitale Fortbildungen
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Tools, die digitale Workshops bereichern. In dem Interview werden nur einige Tools erwähnt.
Weitere Beispiele für Videokonferenz-Tools:
Zoom, Skype, Teams, BigBlueButton, Jitsi Meet, GoToMeeting, ...
Weitere Beispiele für Kollaborations-Tools:
Miro, Padlet, MURAL, Mind Meister, Asana, Trello, Meistertask, Jira, ...